Eben Alexander (2013): Blick in die Ewigkeit, 3. Auflage, Ansata Verlag München

Amerikanische Originalausgabe (2012): Proof of Heaven, Simon & Schuster Inc., New York

 

Ein weiteres Buch über eine Nahtoderfahrung. Das Besondere an diesem Fall ist, dass der Autor von Beruf Neurochirurg ist. Vor seinem persönlichen Erlebnis war seine Einstellung zu derartigen Erfahrungen, dass sie auf dem basieren müssten, was sich im Gehirn abspielt. Dann erkrankte er urplötzlich an einer bei Erwachsenen extrem seltenen Krankheit, einer E-Coli Meningitis. bei der die Mortalitätsrate auch bei guter Behandlung zwischen 15 und 40 % liegt.

 

Er beschreibt den Verlauf der Krankheit einmal wie sie sich für Familienangehörige und das Klinikpersonal darstellte und parallel dazu wie er sie subjektiv erlebt hatte. Dieses Erleben ähnelt sehr weitgehend dem, was schon in den Untersuchungen Moodys herausgestellt wurde. Allerdings hat er nicht alle dort beschriebenen Phänomene erlebt. Als er doch geheilt aus dieser Erfahrung hervorging, war er überzeugt, dass es sich um ein reales Erleben handelte. Einmal auf Grund der Intensität: Auch er teilte das vielfach beschriebene Gefühl hellwach zu sein. Aber vor allem, wegen der Art seiner Erkrankung: "Aber in meinem Fall war der Neokortex vollständig ausgeschaltet. Ich machte Bekanntschaft mit der Realität einer Bewusstseinswelt, die völlig frei von den Beschränkungen meines physischen Gehirns existierte." (S. 20)

 

Ich möchte hier auf die etwas selteneren Aspekte seiner Erfahrung eingehen. Dass ist vor allem, dass seine erste Erfahrung nicht nur Licht und Freude beinhaltete: "Es herrschte Dunkelheit, aber eine sichtbare Dunkelheit - als sei ich in Schlamm getaucht, aber dennoch in der Lage hindurchzuschauen. Oder vielleicht ist der Vergleich mit schmutziger Götterspeise treffender. Transparent, aber in einer trüben, verschwommenen, klaustrophobischen und erstickenden Weise. Bewusstsein, aber ein Bewusstsein ohne Erinnerung oder Identität - wie ein Traum, in dem man zwar weiß, was um einen herum vorgeht, aber in dem man keine rechte Vorstellung davon hat, wer oder was man selbst ist. (S. 48)

Wie lange habe ich mich in dieser Welt aufgehalten? Ich habe keine Ahnung. Wenn man an einen Ort geht, an dem es kein Zeitgefühl gibt, wie wir es in der gewöhnlichen Welt haben, ist es beinahe unmöglich, exakt zu beschreiben, wie sich das anfühlt. Als es passierte, als ich dort war, fühlte ich mich (was immer "ich" war), als sei ich schon immer dort gewesen und als würde ich immer dort sein. Und es kümmerte mich auch nicht, jedenfalls zunächst nicht. (S. 49)

Weil ich keine Erinnerung an eine frühere Existenz hatte, erstreckte sich meine Zeit in diesem Reich bis in weite, weite Fernen. Monate? Jahre? Eine Ewigkeit? Wie auch immer die Antwort lauten mochte, ich kam irgendwann an einen Punkt, wo das unheimliche, gruselige Gefühl die Oberhand über das heimelige, vertraute Gefühl bekam. Je mehr ich mich wie ein Ich zu fühlen begann, wie etwas, das von dem Kalten und Nassen und Dunklen um mich herum getrennt war -, desto hässlicher und bedrohlicher wurden die Gesichter, die aus jener Dunkelheit hervorblubberten. Das rhythmische Hämmern in der Ferne spitzte sich zu und wurde gleichzeitig intensiver. … (S.51)

Dann nahm ich einen Geruch wahr: ein bisschen wie Kot, ein bisschen wie Blut, ein bisschen wie Erbrochenes. Mit anderen Worten: ein biologischer Geruch, doch es roch nach biologischem Tod, nicht nach biologischem Leben. Während meine Wahrnehmung schärfer und immer schärfer wurde, wuchs meine Panik. Wer immer oder was immer ich war, ich gehörte nicht hierher. Ich musste hier raus. Doch wohin? Noch während ich diese Frage stellte, tauchte etwas Neues über mir aus der Dunkelheit auf - etwas, das nicht kalt oder tot oder dunkel war, sondern das genaue Gegenteil von all dem. Auch wenn ich es für den Rest meines Lebens versuchen würde, wäre ich nie in der Lage, dem Wesen gerecht zu werden, das nun auf mich zukam, oder auch nur annähernd fähig zu beschreiben, wie schön es war. (S. 52)

 

Der Vergleich mit anderen Nahtoderlebnissen brachte ihn zu folgendem Schluss: "Doch eine der für Nahtoderlebnisse üblichen Erfahrungen hatte ich nicht gemacht. Genauer gesagt, es gab eine kleine Gruppe von Erfahrungen, die ich nicht gemacht hatte, und all diese Erfahrungen kreisten um eine Tatsache: Während ich dort draußen war, hatte ich keinerlei Erinnerung an meine irdische Identität gehabt. (S. 218)

 

Dieser Umstand führte z. B. dazu, dass es keine Rückblende zu seinem Leben gegeben hatte. Das Erlebnis, dessen Entgehen er nach Beendigung dieser Erfahrung am meisten bedauerte war, dass er keine Begegnung mit einem Verstorbenen gehabt hatte, mit dem er in seinem Erdenleben eng verbunden gewesen war. Doch dann erhielt er ein Foto von einer früh verstorbenen Schwester, die er nie gekannt hatte, weil alle Kinder dieser Familie schon bald nach ihrer Geburt zur Adoption frei gegeben worden waren. In ihr erkannte er die auf S. 52 beschriebene Führerin in die höheren Gefilde wieder.

 

Wie sehr viele, die die Nahtoderfahrung gemacht haben, beschreibt er die jenseitige Welt als Anschluss an eine unglaubliche Fülle von Wissen und an ein Dasein, in dem man in begingungsloser Liebe gebadet wird.

 

"Das Denken zu erleben, das sich außerhalb des Gehirns abspielt, bedeutet, in eine Welt der unmittelbaren Verbindungen einzutreten, die das gewöhnliche Denken (die Aspekte, die durch das physische Gehirn und die Geschwindigkeit des Lichts eingeschränkt werden) wie einen hoffnungslos schläfrigen und schleppenden Vorgang aussehen lassen. Unser wahrstes, tiefstes Selbst ist absolut frei. Es ist nicht durch frühere Handlungen gelähmt oder gefährdet und kümmert sich auch nicht um Identität oder Status. Es begreift, dass es die irdische Welt nicht fürchten muss und es daher nicht nötig hat, sich durch Ruhm Reichtum oder Eroberung selbst aufzubauen. Dies ist das wahre spirituelle Selbst, das wir alle eines Tages zurückgewinnen werden, wie es uns bestimmt ist. Doch bis dieser Tag kommt, sollten wir, wie ich glaube, alles in unserer Macht Stehende tun, um in Kontakt mit diesem wunderbaren Aspekt von uns zu kommen und ihn zu pflegen und ans Licht zu bringen. Dies ist das Wesen, das gerade jetzt in uns allen lebt, und es ist in der Tat genau das Wesen, das wir nach dem Willen Gottes wirklich sein sollen. Wie können wir diesem wahren, spirituellen Selbst näher kommen? Indem wir Liebe und Mitgefühl bekunden. Warum? Weil Liebe und Mitgefühl sehr viel mehr sind als die abstrakten Konzepte, für die viele von uns sie halten. Sie sind real. Sie sind konkret. Und sie bilden das eigentliche Gefüge des spirituellen Bereichs." (S. 123)

 

Und jetzt möchte ich hier noch einige Einsichten anfügen, die allen HLTs zumindest äußerst vertraut vorkommen werden.

"Ich sah die Erde als hellblauen Punkt in der unermesslichen Schwärze des physischen Raums. Ich konnte sehen, dass die Erde ein Ort war, wo sich Gut und Böse vermischten, und dass dies eines ihrer ganz besonderen Merkmale war. Selbst auf der Erde gibt es mehr Gutes als Böses, aber die Erde ist ein Ort, wo dem Bösen erlaubt wird, in einer Weise an Einfluss zu gewinnen, wie es auf den höheren Ebenen der Existenz vollkommen unmöglich wäre. Dass das Böse gelegentlich die Oberhand gewinnen kann, war dem Schöpfer bekannt und von ihm gewollt, und zwar als notwendige Konsequenz des freien Willens, den er Wesen wie uns gegeben hat.

Über das ganze Universum wurden winzige Teilchen des Bösen verstreut, aber die Endsumme all dieses Bösen war nur ein Sandkörnchen in einem riesigen Strand im Vergleich zu der Güte, der Fülle, der Hoffnung und der bedingungslosen Liebe, von denen das Universum buchstäblich überflutet wurde. Der Stoff, aus dem diese andere Dimension besteht, ist Liebe und Akzeptanz, und was immer diese Eigenschaften nicht hat, wirkt dort augenblicklich und offensichtlich fehl am Platz.

 

Aber den freien Willen muss man mit einem Verlust oder Abfall von dieser Liebe und Akzeptanz bezahlen. Wir sind frei; aber wir sind freie Wesen, die in einem Umfeld gefangen sind, das sich verschworen hat, um uns das Gefühl zu geben, dass wir nicht frei sind. Der freie Wille ist von zentraler Bedeutung für unsere Funktion in der irdischen Welt - eine Funktion, die, wie wir alle eines Tages herausfinden, dem sehr viel wichtigeren Zweck dient, unseren Aufstieg in die Zeitlose alternative Dimension zu ermöglichen. Unser Leben hier unten mag uns unbedeutend vorkommen, denn es ist winzig im Vergleich zu anderen Leben und anderen Welten in den sichtbaren und unsichtbaren Universen. Aber es ist auch außerordentlich wichtig, denn hier ist es unsere Aufgabe, dem Göttlichen entgegenzuwachsen. Und dieses Wachstum wird von Wesen aus höheren Welten genau beobachtet, von Seelen und durchsichtigen Lichtkugeln (von jenen Wesen, die ich ursprünglich weit über mir im Eingangsbereich gesehen habe und von denen ich glaube, dass sie der Ursprung für die Vorstellung sind, die sich unsere Kultur von Engeln macht.) (S. 120-122)

 

Diesen Zweck des Lebens bringt der Autor in Verbindung mit unserer eingeschränkten Aufnahmekapazität während des Erdenlebens."Um zu verstehen, wie das Gehirn unseren Zugang zum Wissen über die höheren Wesen tatsächlich blockieren könnte, müssen wir - zumindest hypothetisch und für den Moment - akzeptieren, dass das Gehirn selbst kein Bewusstsein hervorbringt. Es ist vielmehr eine Art reduzierendes Ventil oder ein Filter, der das größere nichtphysische Bewusstsein, das wir in den nichtkörperlichen Welten besitzen, für die Dauer unseres sterblichen Lebens in seiner Kapazität einschränkt. Genau wie unsere Gehirne in jedem Moment unseres wachbewussten Lebens hart arbeiten, um den Schwall an sensorischen Informationen, die aus unserer physischen Umgebung auf uns einströmen, zu filtern und nur das Material auszuwählen, das wir wirklich zum Überleben brauchen, erlaubt uns auch das Vergessen unserer transirdischen Identität sehr viel effektiver 'im Hier und Jetzt' zu sein. Genau wie das normale Leben in seiner Gesamtheit zu viele Informationen für uns bereithält, als dass wir sie alle in uns aufnehmen und zugleich irgendetwas bewerkstelligen könnten, würde eine zu umfassende Wahrnehmung der Welten jenseits des Hier und Jetzt unseren Fortschritt noch mehr verlangsamen. Wenn wir jetzt schon zu viel über den spirituellen Bereich wüssten, wäre das Navigieren durch unser irdisches Leben eine noch größere Herausforderung, als es ohnehin ist. (Das heißt nicht, dass wir uns der jenseitigen Welten in der Gegenwart nicht bewusst sein sollten, sondern nur, dass uns ein übermäßiges Bewusstsein ihrer Erhabenheit und Unermesslichkeit am Handeln hindern kann, während wir noch auf dieser Erde sind.) Wenn man es mehr aus der Perspektive einer übergeordneten Absicht betrachtet (und mittlerweile glaube ich, dass das Universum nichts als absichtsvoll ist), könnte man sagen, dass das Treffen der richtigen Entscheidungen im Angesicht des Bösen und der Ungerechtigkeit auf der Welt von sehr viel geringerer Bedeutung wäre, wenn wir uns, während wir hier sind, an die ganze Schönheit und den Glanz dessen erinnern würden, was uns erwartet." (S. 117,118)

 

Angelika Glumann, Zweig Werdau, Pfahl Leipzig