HLT-Kultur-Kaleidoskop
In dieser Rubrik werden die künstlerischen Medien, die auf der Startseite zeitweise präsentiert wurden, als "Kunst- und Kultur-Kaleidoskop" dargestellt. Eine besondere Spezialität sind dabei Bild-Text-Kompositionen. In jedem Fall handelt es sich um Kulturschaffende, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz tätig waren oder sind bzw. mit diesem Kulturraum und der HLT-Szene etwas zu tun haben. Viel Spaß beim Scrollen!
Inhaltsverzeichnis
Thorolf B. Glumann: Die Linden sind kahl. Foto und Gedicht.
Berthold Teske: Ich bin der Ich bin, Sandstein
Thorolf B. Glumann: Wen braucht diese Erde, Gedicht
Trevor Southey, Carol Lynn Pearson: Anfänge. Graphik und Gedicht.
Thorolf B. Glumann: Trees Against the Sky. Fotographie
Stephanie Offermann: Licht auf seinen Schultern. Covergraphik
Thorolf B. Glumann: Happy Birthday, Joseph! Text
Angelika Glumann: Feiert das Fest. Gedicht.
Ulrich Kosak/THorolf B. Glumann: Ein Prinz zieht heran. Graphik und Gedicht.
Klaus Schreiber/Thorolf B. Glumann: Wenn die Kraniche zieh'n. Foto-Text-Komposition
Klaus Schreiber: Die Mannschaft des Zweiges Werdau 1986 in Forst
Wolfgang Gäbler: Die Sieger von Forst
Wolfgang Gäbler: Einige Gedanken zum Regiosnsfußballturnier in Forst
Soelve Wagner-Hachenberger:Intarsienarbeiten
Ulrich Kosak: Mutter. Gemälde
Thorolf B. Glumann: Du hast mich getragen. Gedicht
Ulrich Kosak: Vier Gemälde
Thorolf B. Glumann: Meeresrauschen bei Sonnenaufgang. Video
THorolf B. Glumann: Mensch am Meer. Gedicht
Heinrich und Antonia Lersch: Hände. Graphik und Gedichte
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Carol Lynn Pearson
Das Embryo
DAS EMBRYO
Liebe ist kein Adler,
der mächtig schwebt
in den Höhen.
Sie ist wie ein
Ei ,
eine fruchtbare,
zerbrechliche
Möglichkeit.
Halte sie warm
unter deinem Flügel,
nah deiner Brust.
Vielleicht kann im Himmel
die Liebe leben
aus sich selbst heraus,
frei.
Aber in dieser Welt,
wo Berge fallen und wo
Winde aus Osten wehen - oh,
sei behutsam.
Liebe ist ein Embryo.
(Text und Grafik aus Carol Lynn Pearson: Anfänge, Gedichte. Übersetzung: T & A Glumann, Grafik von Trevor Southey, 2. Auflage, BoD Norderstedt, 2019, S. 13. Bezugsquellennachweis siehe Home)
Blumenteppiche
Ende einer Winternacht
O die lange Winternacht,
Gleichnis kalter Todesmacht,
wie hielt sie uns gefangen:
Die Erde so hart,
darin das Leben verscharrt.
Doch jetzt ist sie vergangen,
sie ist besiegt.
Linder Frühlingshauch
streicht an unsre Wangen.
Lebenskraft
aus allen Knospen fliegt.
Fotos und Text: Bruno Johannsson
Winterlast und Winterpracht
Der Wald versinkt im Schnee.
Das tut Bäumen und Büschen weh.
Sie stöhnen unter der schweren Last.
Es biegt sich und bricht so mancher Ast.
Nur die Birken haben es gut.
Ihre zarten Äste tragen mit Mut
Die weißen Kristalle im glitzernden Glanz
Der Sonnenstrahlen feurigem Tanz.
Fotos: Klaus Scshreiber; Text: Bruno Johannsson
Unter dem Schall der
Posaune
Der Neue Freiberg-Tempel
Fotos: Klaus Schreiber; Arrangement: Bruno Johannsson
Heinrich Lersch, Wien
Blume
Die Linden sind kahl. Doch schon steigen die Säfte. Die Winde brüten das Frühjahr aus.
Endlich Endlos
Leise bersten die Wände.
Es ist der warme Strom.
Mauern zittern von innen her.
Wo Stein auf Stein der Mörtel fügt,
reißt jetzt die Zukunft Klüfte auf.
Kennst Du das Land, das keine Bäume hat?
Irrtest Du durch seine wilden Weiten?
Hast je den Blick gewölbt Du über Dünenhügel
und in die schroffen Gründe eingesenkt?
Lagst Du im Sterben je
an praller Sonne Brust,
und hat der Sturm dich eingesargt?
So höre jetzt das Säuseln dieses Winds,
der zart um Deine Nüstern streicht,
und lass die Wolken trösten Dich
und schützen Dein Gebälk!
Halt auf die Hand,
den süßen Tau zu fangen,
der nun auf Deine Seele fällt,
und wenn Du vollkommst schließlich,
so wässre Deine Wüste!
Die Linden sind kahl.
Doch schon steigen die Säfte.
Die Winde brüten das Frühjahr aus.
So hoffe auch Du,
denn sie dringt schon zu Tal,
die so lang Du ersehnt:
Die endlich Endlose Schmelze.
(aus: Thorolf B. Glumann: Zukunftsmusik. Gedichte, Hamburg 1976)
Ich Bin der Ich Bin
Wen braucht diese Erde?
Alexander oder Aristoteles?
Cäsar oder Horaz?
Napoleon oder Goethe?
Adolf oder Einstein?
Wer diente mehr?
Wen braucht diese Erde?
Alexander Aristoteles?
Cäsar Horatius?
Napoleon von Goethe?
Adolf Einstein?
Könnten sie uns retten, wenn es sie gäbe?
Wer löst uns den Knoten,
den Alexander vergeblich zerschlug?
Wen braucht diese Erde?
Jehova.
den Herrn Zebaoth,
den großen Immanuel,
Jesus Christus.
ER löst uns den Knoten.
ER löst uns.
Erlöst uns
Aus
Thorolf: Zukunftsmusik.
Salut 1 zu Ehren des Herrn Jesus Christus
anlässlich Seiner Zukunft auf dieser Erde.
Gedichte. Hamburg 1976
Anfänge
Heute kamst du angerannt;
Ein kleines geflecktes Ei
Lag warm in deiner Hand.
Ich weiß,
du konntest kaum verstehen,
was ich dir erzählt’
von Anfängen:
dass ein Vogel aus dem Ei sich schält,
auch davon,
dass vor vielen Jahren
du deinen Anfang nahmst,
so winzig, dass man es
nicht sehen kann.
Und dann
wurdest du –
wie ein Ei nach dem
Himmel sich sehnt
und das Samenkorn
sich zum Baume dehnt –
wie ich.
Doch es gibt
Noch so viel mehr zu erlangen.
Du und ich,
Kind,
haben gerade erst angefangen.
Stelle dir vor:
Was können wir sein
In fernen Welten,
die wir schon hier
als Samen
der Gottheit gelten.
Graphik: Trevor Southey, Text: Carol Lynn Pearson
Aus: Carol Lynn Pearson: Anfänge, Fechingen 1984
Übersetzung: T & A Glumann
Trees Against the Sky
Happy Birthday, Joseph
Happy Birthday, Joseph
Wir haben gerade Weihnachten gefeiert,
den Geburtstag unseres gemeinsamen Herrn.
Da musstest Du natürlich zurück stehen,
da Du ja ausgerechnet am 23. Geburtstag hast.
Ich hoffe, Du hast dem Herrn Jesus Christus
gern den Vortritt gelassen.
Aber jetzt ist es doch Zeit, einmal an Dich zu denken.
Wie findest Du das beigefügte Porträt?
Ist es etwas zu schmeichelhaft?
„Light upon his Shoulders“
hat die Künstlerin es genannt.
Ist das nicht ein passender Titel für einen Propheten?
Wie geht es Dir da drüben?
Immer noch so viel zu tun wie damals,
als Du Brigham erschienen bist?
Oder sogar noch mehr in noch größerer Eile?
„Die Arbeit beschleunigen!“ lautet die neueste Maxime.
Ganz in Deinem Sinn, vermute ich.
Im Jahr 2014 ist Dein 170. Todestag.
Einhundertsiebzig Jahre in der jenseitigen Welt,
ist das lang oder vergeht die Zeit noch schneller
als hier bei uns in der Sterblichkeit?
Oder weißt Du gar nicht mehr, was Zeit ist?
Text. Thorolf B. Glumann
Weihnachten 2013
Feiert das Fest!
Feiert in der Dunkelheit das Licht,
das die kalte Winternacht durchbricht!
Freut euch, denn die Erfahrung hat gelehrt:
die Sonne hat sich jetzt uns wieder zugekehrt.
Feiert die Hoffnung, auch wenn drückt die Not!
Wir brauchen Hoffnung wie das täglich’ Brot.
Nur wenn wir in der Seele fest sie halten,
können noch Kräfte für das Gute walten.
Feiert, auch wo Hass noch frisst, der Liebe Macht!
Sie bringt Licht und Hoffnung uns in dunkle Nacht.
Sie baut auf und tröstet, hilft und stärkt den Mut.
Nur wo Liebe wirkt, wird unser Leben gut.
Feiert den Frieden, den der Engel uns verhieß,
zu dem das Kindlein in dem Stall den Weg uns wies!
Es lebte vor: nur die Vergebung hält den Lauf
Von Schuld und Rache und dann neuer Rache auf.
Feiert das Kind, das in der Krippe liegt
und uns ein Zeichen ist, dass Gottes Liebe siegt,
das uns verlor’ne Unschuld schenkt zurück
und hat das Tor geöffnet zu Erneuerung und Glück.
Angelika Glumann, Zweig Werdau, Distrikt Erfurt
Advent 2013
Ein Prinz zieht heran
Walnussschalen tanzen auf dem See,
scharen sich zu kleinen Trupps,
die reigend sich zerstreun.
Der kluge Schwan kennt ihre Kreise.
Ein Lächeln wäre ihm entflogen,
hätte er im Antlitz Raum für Falten.
Wellen hüpfen in das Schilf
und spielen dort im Dunkeln weiter.
Die Flöte spielt ihr Lied am Ufer.
Ein Prinz haucht ihr den Atem ein
und lockt ihr Töne ab aus jenem Land,
wo er schon König war.
Schwarze Bläue lagert auf den Hügeln,
die das Grün so mollig machte.
Häuser kuscheln in der Schlucht zusammen,
Tore haken unter vor der Nacht.
Lärm zerbricht
an einer strengen Front von Pappeln,
die jetzt als Wächterinnen aufgezogen sind.
Ihre Wipfel flüstern sich das Märchen zu,
das den Kindern vorenthalten wird,
weil ihre Eltern falsche Sender hören:
"Ein Prinz, ein Prinz, ein Prinz
zieht durch die Nacht heran."
Der Morgen wird ihn siegreich finden.
Zeichnung: Ulrich Kosak
Text: Thorolf: B. Glumann aus: dem Gedichtband Zukunftsmusik
Wenn die Kraniche zieh’n
geht das Jahr dahin.
Du hältst sie nicht auf.
Es geht seinen Lauf.
Sie lassen sich nieder.
Auch du denkst wieder
an damals.
Fotos auf Darß-Zingst 2013: Klaus Schreiber
Komposition und Text: Thorolf B. Glumann
Fußball in Forst
Die Siegermannschaften des Forster Regionsfußballturniers
Jahr Austragungsort Sieger
1982
Forst Werdau/Halle
1983
Köthen Zwickau
1984
Forst Berlin
1985
Forst Dresden
1986
Forst Leipzig 1
1987
Forst Cottbus
1988
Forst Cottbus
1989
Forst Cottbus
1990
Forst Freiberg
1991
Forst Berlin
1992
Cottbus Cottbus
1993
Cottbus Leipzig
1994
Cottbus Dresden
1995
Cottbus Tiergarten
1996
Cottbus Dresden
1997
Cottbus Marzahn
1998
Forst Dresden
1999
Forst Mittweida
2000
Forst Meißen
2001
Forst Tiergarten
2002
Forst Abbruch
2003
Forst Forst
2004
Forst Marzahn
2005
Forst Köthen/Eilenb
2006
Forst Meißen
2007
Forst Wolgast
2008
Forst Freiberg
2009
Forst Köthen
2010
Forst Köthen
2011
Forst Köthen
2012
Forst Spandau
2013
Forst Freib./Meißen
Einige Gedanken zum Regionsfußballturnier in Forst
Seit 1982 lädt das Ältestenkollegium des Zweiges Forst alljährlich am 2. oder 3. Samstag im Juni zum beliebten Kleinfeld Fußballturnier ein. (mit einer Ausnahme 1983 Köthen) Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR begonnen wurden ab 1990 die West-Berliner Gemeinden mit einbezogen. Starteten wir 1982 mit 8 hatten wir in Spitzenzeiten 16 – 18 Mannschaften im Turnier. Heute sind wir bei 12 bis 14. Da die Mannschaften häufig aus Spielern verschiedener Gemeinden bestehen sind teilweise bis zu 30 Gemeinden und Zweige beteiligt. Zu den bis 150 Spielern gesellen sich noch etwa 200 begeisterte Zuschauer. Viele kommen mit Kind und Kegel und nutzen das Turnier zum Treffen mit Familie und Freunden. Auf dem ursprünglichen Sportplatz waren die Plätze teilweise mit Wald umsäumt und luden zum Picknick und lagern auf Decken ein. Heute sind wir auf dem Forster Stadion, welches ebenfalls viel Raum bietet und für die Sportler bessere sanitäre Einrichtungen und Umkleidemöglichkeiten zur Verfügung stellt. Fußballerisch hat sich die Qualität von Jahr zu Jahr erhöht. Viele Mannschaften trainieren mehr oder weniger das ganze Jahr, um zum Turnier fit zu sein. Die Vätergeneration wurde durch die Söhne abgelöst oder man spielt gemeinsam.
Leider ist die ursprüngliche Idee, dass die Kollegien gemeinsam Sport treiben und darüber enger zusammenwachsen und gemeinsam Freude haben, in einigen Mannschaften dem Ziel siegen wollen geopfert worden. Das Fußballspiel, verbunden mit starkem Ehrgeiz zu gewinnen, ist immer wieder eine Herausforderung seine Gefühle im Zaum zu halten und Selbstbeherrschung zu üben. Nicht immer trifft das Bild zu, welches durch das Lied beschrieben wird: „ O wie lieblich ist`s, wenn Brüder friedlich bei einander sind…“ Allerdings scheint die momentane Aufregung nicht so tief zu sitzen, da spätestens nach einem Jahr alle wieder mit der gleichen Begeisterung zum Spiel antreten. Leider kommt es beim Sport auch immer wieder zu Verletzungen. Nicht immer ist ein gegnerischer Spieler unfair daran beteiligt. Manchmal ist es auch das eigene Unvermögen seine körperlichen Möglichkeiten mit den Wünschen des Geistes in Übereinstimmung zu bringen.
Ein besonderes Erlebnis hatten wir 2002. Mitten in der Fußballstimmung wurde ein Bruder aus Berlin von einem straff geschossenen Ball am Brustkorb getroffen und brach bewusstlos zusammen. Sofort wurde von unserem Sani Michael Bentke mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen und parallel die schnelle medizinische Hilfe gerufen. Erst mit einem Elektroschock vom Arzt konnte er wieder zurück geholt werden. Vor der Abfahrt der DMH wurde dem Bruder noch ein Krankensegen im Auto gegeben. Zum Glück konnte er nach wenigen Tagen der Beobachtung im Forster Krankenhaus ohne Beeinträchtigungen seine Heimreise antreten. Während der Krankenwagen abfuhr wurde spontan von den Spielern entschieden, das Turnier nicht fort zu setzen. Wir knieten uns gemeinsam auf dem Sportplatz nieder und sprachen ein Gebet. Dieses geistige Erlebnis werde ich nie vergessen. Gerade noch auf dem Spielfeld gekämpft und sich verausgabt knieten sich 150 Fußballer und mehr als 200 Zuschauer nieder, um für einen verletzten Bruder zu beten.
In diesem Jahr hatten wir das 32. Turnier leider nur mit 11 Mannschaften. In einigen Gemeinden fehlt der Nachwuchs und bei anderen lässt das sportliche Interesse der Jungen am Fußball etwas nach. Ich hoffe, dass virtuelle Spiele zukünftig nicht die Begegnung auf und um ein Spielfeld verdrängen. Viele der Spieler haben auf dem Fußballplatz Eigenschaften gelernt wie Ausdauer, Selbstbeherrschung, Teamgeist, Durchsetzungsvermögen und sicher vieles mehr. Diese Eigenschaften, verbunden mit körperlicher Fitness haben in den letzten Jahren vielen jungen Brüdern geholfen eine erfolgreiche Mission zu absolvieren.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass in den Kollegien nicht nur die Profis spielen, sondern alle die Lust am gemeinschaftlichen Spiel haben einbezogen werden. Für mich ist nach dem Turnier nicht wichtig, welche Mannschaft den Sieg erobert hat, sondern wie viele Brüder Freude am Sport hatten und wie der Zusammenhalt in den Kollegien gestärkt und die Bruderschaft vertieft wurde.
Wolfgang Gäbler
Soelve Wagner-Hachenberger
Intarsien
Muttertag
Du hast mich getragen
Mitten im Krieg bist du nach Lemberg gereist
zum Mann, der dort, als Soldat stationiert
in Urlaub war und wie es passiert
wards’t schwanger du und hast gekreißt,
in Schmerzen mich in diese Welt gepresst.
neun Monate lang hast du mich durch den Krieg
getragen.
Siebzig Jahre lang vergaß dein Sohn zu fragen,
wie er in deinem Leib dich hat gestresst,
wie oft er deine Säfte durcheinander gebracht,
dir Übelkeit und Schwindel und Sorgen gemacht,
Heißhunger gar in dir erzeugt,
sich gar nicht deinem Wunsch gebeugt,
erholsam und ruhig zu schlafen bei Nacht.
Wenig oder nichts hab’ ich mir dabei gedacht.
Und dann war ich da, mit Schrei oder ohne.
Auch das zu fragen misslang deinem Sohne,
der so lang an seiner Seite dich hatte.
Ihn musstest du tragen ganz ohne Gatte,
denn als dieser zurückkam aus dem Krieg
war schwer verwundet er und ohne Sieg.
Schlimme Zeit nahm ihren Lauf.
Sorgen hattet ihr zuhauf.
Dennoch hast du mich getragen,
auch gefahren fein im Kinderwagen
durch’s Dorf und hin zum Wald.
Dann kam des Krieges Ende bald
mit neuer Not und and’ren Plagen,
wie schlimm, das kannst nur du mir sagen,
wenn wir uns dereinst wieder seh’n,
gemeinsam dann spazieren geh’n
in jener Welt, wo du schon bist,
die meine Perspektive ist.
Wenn dann der Tod mich hat ereilt,
der dünne Vorhang sich geteilt,
der uns an diesem Tag noch trennt,
sodass in meiner Seele brennt
der Wunsch zu wissen, wie’s dir geht,
wie es um deine Seele steht,
ob du zum Herrn dich hast bekehrt,
dein Herz Ihn brennend heiß verehrt
und du mich tragen kannst hinauf,
im letzten und im besten Lauf.
Thorolf B. Glumann, Mai 2013
Ulrich Kosak
Vier Gemälde
Thorolf B. Glumann
Mensch am Meer
Thorof B. Glumann: Meeresrauschen bei Sonnenaufgang, Leucate 2012
Mensch am Meer
Ans Meer gebaut
sind meine Augen:
Trinken und regnen
ins Weite.
Da ist eine
große Sehnsucht
meines Herzens:
Frieden, Harmonie
in Gott.
Sie umfasst
all die kleinen Sehnsüchte
meines Herzens.
Sie rührt mich
zum Weinen.
Die Tränen rollen
meinen Strand hinan
und gleiten zurück
in die so weite Meeresbahn.
Thorolf: Zukunftsmusik.
Hamburg 1976, S. 7
Antonia und Heinrich Lersch
Hände
Die Hände sind das,
was mir an einem Menschen
zuerst auffällt.
Sie haben Persönlichkeit
und Charakter,
sind unverkennbar.
Von meiner blinden Freundin
habe ich gelernt,
Hände zu "begreifen" -
es ist wie eine Expedition
in unerforschtes Gebiet.
Durch das Tasten erst
wurde mir klar,
dass die Hand
eine Landschaft ist:
weich und hügelig,
rau und rissig,
voll unterschiedlicher Strukturen:
Die Innenflächen
wie gepflügte Äcker,
aufsteigend zu den Fingerbergen;
die Klippen der Knöchel
mit ihren Sehnenausläufern;
glatter Sandstrand
mit welligen Dünen
über den Fingergelenken;
die Felsplatten der Nägel
im Kontrast
zur Sanftheit
der Fingerkuppen;
die kleine Welt
einer Kinderhand;
die haarige Steppe
einer Männerhand;
die Furchen und Risse der Wüste,
der abgearbeiteten Hand
einer Neunzigjährigen …
Vom meiner blinden Freundin
habe ich gelernt,
Hände zu "begreifen" -
es ist wie eine Expedition
in unerforschtes Gebiet -
doch die Fahrkarte dahin
ist sehr teuer,
sie heißt
VERTRAUTHEIT
(Antonia Lersch, Wien, abgedruckt in „Perspektiven. Texte und Grafiken von Heiligen der Letzten Tage aus dem deutschsprachigen Raum, Fechingen: T.Glumann Verlag, 1982)