Rezension

von

Prof. Dr. Sigrid Lichtenberger

Universität des Saarlandes, FR 8,1 Germanistik

Saarbrücken

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Bruno Johannsson: Komm. Gedichte

(Die 1. Auflage 1976 trug den Titel "Zukunftsmusik". Dieser wurde geändert, weil er inzwischen von 2 namhaften Autoren belegt wurde)

 

"Der kleine Gedichtband, der nach seinem Titel als in die Zukunft weisend von dem Autor gedacht ist, gliedert sich in unterschiedlich lange Abschnitte: Ich - Frage - Sage und Bitte umfassend, um dann mit dem letzten Kapitel "Zukunftsmusik" alle Überschriften der einzelnen Kapitel in einem gesonderten Gedicht zusammenzufassen.

 

Damit erweist sich der Band in seinem Aufbau selbst zukunftsorientiert, indem in den einzelnen Kapiteln die Frage nach Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit gestellt wird, ehe dann die Bitten für die Zukunft gestellt werden.

 

Christ in der Gegenwart sein, bedeutet in den Gedichten Sünde und Heil erleben und seine Aufgabe in der Welt der Menschen zu erfüllen. Doch diese Welt wird in Frage gestellt, wenn in den weiteren Gedichten nach dem Sinn des Lebens, dem Weg der Menschheit, nach dem Schöpfer und Zerstörer der Welt gestellt wird. Doch aus der Vergangenheit der "Sage" wird dann immer wieder das Neue als Verheißung gegeben, sei es ein neuer Tag, eine neue Nacht oder ein neues Ufer, so dass in all den Gedichten dieses Kapitels die Hoffnung im Mittelpunkt steht.

 

Die Hoffnung aber ist zu erbitten, und so sind die Bitten zugleich Mahnungen zur Vorsicht, um der Zukunft gewachsen zu sein.

 

So offenbart die Zusammenstellung der Gedichte, mit ihren Titeln in "Zukunftsmusik" noch einmal zusammengefasst, die Situation des Menschen in unserer Zeit, der sich dem Verderben preisgegeben sieht, zu seiner Situation kritische Fragen stellt, deren Antworten sowohl in der Zukunft als auch in der Vergangenheit zu finden sind,

 

zugleich aber offenbart er den Menschen als "Mängel- und Umwegwesen", wie es auch die moderne Anthropologie sieht, der zwar Erkenntnisse gewinnen kann, aber der Macht eines Größeren bedarf, sie in unsere Gegenwart umzusetzen.

 

Ein Gedichtband, der erst in einem mehrmaligen Lesen die Schönheit seiner Struktur offenbart, doch dann dürfte es dem aufmerksamen Leser möglich sein, in all diesen Gedichten seine Ängste wie seine Hoffnungen, aber auch seine Aufgaben wiederzufinden."

Anmerkung der Herausgeber

Eine Rezension ist umfangreicher als ein Kommentar und erhebt den Anspruch, ein Werk in seiner Gesamtheit zu würdigen, d. h. es wird normalerweise auf Form und Inhalt eingegangen. Dabei sollte eine Rezension  nicht den ganzen Inhalt eines Werkes verraten, damit der Anreiz erhalten bleibt, es zu erwerben bzw anzusehen. Es muss nicht nur Positives darin stehen, aber es sollte ein Stil gewahrt bleiben, der mit dem Evangelium im Einklang ist. Dazu gehört, dass wir nach dem Positiven Ausschau halten. Einer der bekanntesten deutschen Rezensenten ist Marcel Reich-Ranicki. Er hat den obigen Grundsatz wohl nicht immer gewahrt. Ob wir den totalen Verriss eines Werkes abdrucken, behalten wir uns vor.